© Dirk Harney

Flora auf dem Friedhof

Die Flora auf dem Friedhof Hitzacker – Ein Refugium „par excellence“

Friedhöfe sind nicht nur ein Ort der Trauer und Andacht. Sie sind auch oft Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Der Friedhof in Hitzacker hat durch seine Naturnähe und seinen großen Artenreichtum mit zum Teil sehr seltenen Pflanzenarten für Niedersachsen einen besonders hohen Stellenwert aus botanischer Sicht und stellt somit ein bedeutendes Refugium der Artenvielfalt dar. Das meint zumindest Erwin Bruns, Diplom-Ingenieur für Landespflege aus Hildesheim. 
Die Gemeinde Hitzacker ist sehr froh darüber, dass Herr Bruns im Jahre 2015 auf ehrenamtlicher Basis eine sehr detaillierte Untersuchung der Flora auf dem Friedhof durchführte. Zwischen April und Oktober 2015 besuchte Herr Bruns den Friedhof mehrmals um das Artenspektrum von den Frühjahrsblühern und Einjährigen Kräutern bis zu den Spätsommerblühern möglichst umfangreich zu kartieren. Dabei benutzte er Kartierungsdaten zur Friedhofsflora des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN, Fachbehörde für Naturschutz) aus rund drei Jahrzehnten als Basis für seine Arbeit.
 
Bei seiner detaillierten Kartierung gelang es Herrn Bruns 219 verschiedene Pflanzenarten nachzuweisen, darunter 21 gefährdete Arten, die auf der Roten Liste der Region Tiefland zu finden sind. Damit enthält der Friedhof Hitzacker einen erstaunlich hohen Anteil am gesamten botanischen Artenspektrum Niedersachsens. Eine Auflistung der gefährdeten Arten aus dem Jahre 2015 findet sich in der hier angehängten Tabelle.
Bei einer nachfolgenden Kartierung ein Jahr später, fand Herr Bruns zwei weitere gefährdete Arten: die Gewöhnliche Ochsenzunge (Anchusa officinalis) und den Acker-Gelbstern (Gagea villosa). 
Für diese Artenvielfalt nennt Herr Bruns mehrere verschiedene Gründe. Da ist zum einen die geografische Lage des Friedhofs auf den eiszeitlich geprägten Höhen am Rande des Elbtals. Zum anderen finden sich sehr naturnahe Zonen in über Jahrhunderte gewachsenen Bereichen des historischen Friedhofs. Darüber hinaus ist die Region durch ein für Niedersachsen niedriges Jahresmittel an Niederschlägen gekennzeichnet, weshalb auch Arten trockenwarmer Standorte auf dem Friedhof zu finden sind, die normalerweise eher weiter östlich vorkommen (z.B. Arten von Sandtrockenrasen bzw. Magerrasen). In den halb- bis vollschattigen Bereichen unter Bäumen kommen auch typische Waldpflanzen vor, während licht- und wärmeliebende Arten auf den eher gut besonnten Flächen in den Säumen von Hecken und Sträuchern wachsen. 

Auf jeden Fall können wir uns über die Vielfalt an Pflanzen auf unserem Friedhof freuen und wir haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, diese zu bewahren und weiter zu fördern.